Rauchen ist die Hauptursache für vermeidbare Krankheiten und Behinderungen. Tabakkonsum gehört zu den wissenschaftlich gesicherten Ursachen für 25 Krankheiten, darunter zahlreiche Krebsarten. Lungenkrebs wäre eine seltene Krankheit, wenn nicht geraucht würde. Denn 85 Prozent der Betroffenen sind oder waren Raucher.
Sarah Huber
Neben den hohen Kosten für Menschenleben, pro Jahr 700 000 Tote in Europa, verursacht das Rauchen auch enorme Ausgaben für die nationalen Gesundheitssysteme. Eine in der Zeitschrift «Tobacco Induced Diseases» veröffentlichte Studie hat die wirtschaftlichen Auswirkungen von Krankenhausaufenthalten aufgrund des Rauchens in Italien berechnet.
Die für die Studie verwendeten Daten wurden vom Gesundheitsministerium zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Rauchen enorme Auswirkungen auf die italienische Wirtschaft hat, da es für mindestens sechs Prozent aller nationalen Krankenhausaufenthalte verantwortlich ist. Das entspricht allein 1,64 Milliarden Euro Gesundheitskosten im Jahr – ohne Folgekosten für die Arbeitgeber und die Nachbehandlung. Die Spitalkosten für Patienten mit Herzkrankheiten durch Rauchen liegen bei 556 Millionen Euro, gefolgt von Schlaganfällen (290 Millionen Euro) und Lungenkrebs (229 Millionen Euro).
Eine deutliche Erhöhung der Besteuerung von Tabakerzeugnissen und damit der Preise sei die wirksamste Massnahme zur Verringerung des Tabakkonsums und des Auftretens von Krankheiten, schreiben die Forscher. Derzeit gehören die Steuern auf Zigaretten in Italien zu den niedrigsten in Europa (3,13 Euro für eine Schachtel mit 20 Zigaretten), verglichen mit Irland (9,30 Euro) oder Frankreich (6,95 Euro). Italien ist ausserdem der grösste Tabakerzeuger in Europa.
Verschiedene Forschungsstudien und die Erfahrungen anderer Länder haben bewiesen, dass eine Verteuerung des Tabaks eine wirksame Massnahme ist, um die Zahl der Raucher zu verringern. Höhere Tabakbesteuerung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als die kosteneffizienteste aller Massnahmen zum Schutz der Gesundheit vor Tabakkonsum angesehen, ist aber dennoch eine der meist vernachlässigten.
Vergangenen November meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG), dass Rauchen jährlich 9500 Todesfälle in der Schweiz verursache. «Mit fast zwei Millionen Raucherinnen und Rauchern gehört der Tabakkonsum zu den grössten Problemen der öffentlichen Gesundheit in der Schweiz», schrieb das BAG. Die Kosten für die medizinische Behandlung dieser Krankheiten würden sich in der Schweiz auf drei Milliarden Franken pro Jahr belaufen, vor allem durch ärztliche Leistungen, aber auch durch Ausgaben für Arzneimittel- und Spitalaufenthalte. Genaue Zahlen für die entsprechenden Bereiche liegen aber nicht vor. Bekannt ist derweil, dass Herz-Kreislauf-Krankheiten für 34 Prozent aller tabakbedingten Todesfälle verantwortlich sind, und Lungenkrebs für 29 Prozent.
Weltweit sind 15 Prozent aller Todesfälle auf die Folgen des Rauchens zurückzuführen. Weitere zwei Prozent sterben an den Folgen von Passivrauchen. Das entspricht sechs Millionen Toten pro Jahr. Denn etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung sind Raucher. Die Tabakindustrie produziere und vermarkte Produkte, die nicht nur Millionen Menschen vorzeitig sterben lassen, kritisierte seinerzeit die WHO, sondern auch gewaltige Kosten für die Behandlung der auf das Rauchen zurückzuführenden Krankheiten und für die entgangene Produktivität durch Arbeitsausfälle verursachen würden.