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Jesus wird als Prophet vorgestellt, der das Evangelium vom Reich Gottes verkündigt, die Leute zur Umkehr aufruft und zur Abkehr vom Bösen. Er verheisst eine frohe Kunde (Evangelium), die durch seine Taten den Kranken bereits Heilung bringt, den Sündern Vergebung und den am Rande Lebenden eine neue Mitte. Er hat Jünger in seine Gemeinschaft und Nachfolge berufen und mit ihnen auch über einen guten Umgang mit Kindern gesprochen.

Stephan Leimgruber

 

Das älteste Evangelium, circa 58 nach Christus verfasst, erzählt folgende Begegnung von Jesus, den Jüngern und mit Kindern, die dann auch das Matthäus- und das Lukasevangelium übernommen haben. Die Perikope aus dem 10. Kapitel des Markusevangeliums wurde auch schon «Kinderevangelium» genannt:

«Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie» (Mk 10, 13–16; parr. Mt 19,13–15; Lk 18,15–17).

Aus diesen Worten geht hervor, dass Jesus den Kindern gutgesinnt war, ja, dass sie ihm am Herzen lagen. Er wies die Jünger zurecht, die Kinder von ihm fernhalten wollten. Er stellte – laut Markusevangelium 9,36 – ein Kind in die Mitte und stellte es gleichsam als Vorbild eines Vertrauensglaubens dar. Wiederholt wird berichtet, dass Jesus Kinder in seine Arme genommen, ihnen die Hände aufgelegt und sie gesegnet habe. In ihrem Vertrauen erkannte er sie als Leitbilder des Glaubens. Wer Kinder aufnimmt, handelt so, als würde er Jesus selbst aufnehmen und dadurch die Aufnahme Gottes transparent machen. «Er erklärt ihnen, dass die Aufnahme und Zuwendung zu einem Kind, dem schwächsten Glied in der sozialen und familiären Hierarchie, der Aufnahme Jesu, ja Gottes gleichkommen» (Thomas Söding). Jesus erweist sich als Freund der Kinder – frei von egoistischen Absichten. Er schenkt ihnen Zuwendung um ihrer selbst willen.

Ebenso übereinstimmend warnt Jesus – wiederum nach allen drei Synoptikern – die Jünger von einem boshaften oder missbräuchlichen Umgang mit Kindern:

«Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde» (Mk 9,42); parr.: Mt 18,6 und Lk 17,2).

Ein scharfes prophetisches Wort Jesu richtet sich über katastrophale Taten an mögliche Täter, die Kinder missbrauchen. Das Wort ist in den allgemeinen Sprachschatz eingegangen und gibt unmissverständlich zu verstehen, dass mit dem Mühlstein am Hals in den Fluten des Wassers der Tod folgt. Dieses Wort vom Mühlstein versteht Jesus nicht als Racheakt, sondern als Gerichtsurteil Gottes (Thomas Söding). Es ist eine Warnung an mögliche Täter zum Schutz der Kinder und zielt auf die Verantwortlichkeit im Umgang mit Kindern.

 Jesus lehrte die Jünger auch beten und führte sie gleichsam in die jüdische Gebetspraxis ein. Unser Vaterunser bzw. Unser Vater ist daraus erwachsen. Die Bitte, vor der Versuchung zu bewahren (vgl. Mt 6,13) oder auch in der Versuchung bewahrt zu werden, ist die dritte Bitte nach der Brotbitte und der Bitte um Versöhnung. Denn der Versuchung zu erliegen kann durch die begangenen Taten verheerende Schäden mit sich bringen.

Schliesslich ist der grössere Kontext des «Kinderevangeliums» zu bedenken. Der Evangelist platziert diese Worte nach der ersten und vor der zweiten Leidensankündigung. Diese signalisieren Jesu Bereitschaft, für das Böse des Menschen Liebe walten zu lassen, sogar seine Lebenshingabe.

In Bezug auf die Jünger ist noch anzufügen, dass sie sich im laufenden Gespräch mit Jesus erkundigen, wer der Grösste sei, worauf Jesus bekanntlich geantwortet hat:

«Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein» (Mk 9,35). Kern der Nachfolge Jesu ist der uneigennützige Dienst für andere. Dies entspricht auch der Lebenslinie Jesu: «Der Menschensohn ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen» (Mk 10,45 Nicht zuletzt hat sich Jesus auch als Person verstanden, die den Kindern diente.

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