Vor 130 Jahren wurde in Chur der spätere Mentor der Widerstandsgruppe «Die Weisse Rose» geboren. Kurt Ivo Theodor Huber kam am 24. Oktober 1893 als drittes von vier Kindern in einer katholischen Lehrerfamilie in der heutigen Villa Brügger Am Stadtgartenweg 11 in Chur zur Welt. Sein Vater Theodor unterrichtete an der sogenannten Merkantil-Abteilung der Bündner Kantonsschule, seine Mutter Catherina kam aus Kempten/Allgäu. Beide Elternteile stammten aus Pädagogenfamilien, «die vom Geiste Pestalozzis berührt waren», wie es in einem Artikel im «Bündner Monatsblatt» aus dem Jahr 1956 heisst.

Christian Cebulj

 

Das Gastspiel der Familie Huber in Chur war allerdings von kurzer Dauer. Bereits 1896 zog die Familie nach Stuttgart, wo Kurt Huber zur Schule ging. Nach dem frühen Tod seines Vaters liess sich die Familie in München nieder. An der Ludwig-Maximilians-Universität studierte Kurt Huber Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie und schloss 1917 ein musikwissenschaftliches Doktorat ab. Drei Jahre habilitierte er sich in Psychologie, die Nationalsozialisten lehnten seine Berufung als Professor aber mit dem Hinweis auf eine Nervenerkrankung ab, unter der Huber als Folge einer Kinderlähmung litt. Der eigentliche Grund aber waren politische Denunziationen und seine christliche Weltanschauung, die ihn auch zum Widerstand gegen die Nazis motivierte. In einem Schreiben von 1936 hiess es in einem Brief, «Hubers Bindungen zum Katholizismus, sogar eine ausgesprochen parteifeindliche Haltung» seien eindeutig, 1938 wurde er wegen seiner breiten wissenschaftlichen Qualifikation doch noch zum Professor für Musikwissenschaft in München ernannt.

Im Dezember 1942 kamen die oppositionellen Studenten Hans Scholl und Alexander Schmorell, die bei Huber Philosophie studierten, nach der Vorlesung auf ihren Dozenten zu und baten ihn um Unterstützung. Gemeinsam mit Sophie Scholl verfassten die vier im Januar 1943 das Flugblatt «Die Widerstandsbewegung in Deutschland», das mit dem absichtlich unpolitischen Absender «Die Weisse Rose» unterschrieben war. Als sie die Flugblätter am 18. Februar 1943 von der Empore in den Lichthof der Münchner Universität warfen, wurden sie vom Abwart Jakob Schmid entdeckt und an die Gestapo ausgeliefert. Die Geschwister Scholl und Christoph Probst wurden vier Tage später, am 22. Februar 1943, hingerichtet, Kurt Huber und Alexander Schmorell am 13. Juli, Willi Graf am 12. Oktober 1943.

Seinen Studierenden, auch denen der Widerstandsgruppe der Weissen Rose, hatte Kurt Huber wohl eine tiefe Begeisterung für die klassische Musik vermittelt. Offenbar machte er aber auch kein Geheimnis daraus, dass der christliche Glaube ihm Trost und Hoffnung gab. Diese christliche Grundhaltung der Geschwister Scholl und deren Wirkung auf ihren Widerstand finden sich in zahlreichen ihrer Schriften. So schrieb Hans Scholl einmal: «Es muss ein sichtbares Zeichen des Widerstands von Christen gesetzt werden. Sollten wir am Ende dieses Krieges mit leeren Händen vor der Frage stehen: Was habt ihr getan?»