Der neue Milchersatz aus dem Boden hat viele Vorteile für die Gesundheit und das Klima. Zudem eröffnet Kartoffel-Milch auch neue Opportunitäten für die Bauern.

Flavia Müller

Milch ist eigentlich ein Produkt, das – wie bei uns Menschen – der Aufzucht des Nachwuchses dient. Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die auch im Erwachsenenalter noch Milch trinken. Grund genug, Alternativen zu suchen. Und diese gibt es mittlerweile zahlreich. Statt tierischer Milch lässt sich diese heutzutage aus Soja, Hafer, Mandeln, Erbsen oder gar Dinkel herstellen. In Schweden hat das Start-up Veg of Lund mit DUG® nun eine Milch aus Kartoffeln entwickelt. Fettarm, sehr cremig und aufschäumbar soll sie sein – und zudem klimafreundlich. Denn die kartoffelbasierte Alternative reduziert die Klimabelastung im Vergleich zur Kuhmilch um 67 Prozent. Sie braucht rund 96 Prozent weniger Wasser als der Mandelanbau und im Vergleich zum Hafer auch nur die Hälfte der Fläche im Anbau. Doch der grösste Vorteil daran ist, dass diese Milch auch hierzulande produziert werden kann, denn die Kartoffeln sind in unseren Breitengraden längst heimisch geworden. Kartoffeln sind von Natur aus frei von häufigen Allergenen, wie sie sich in Soja, Nüssen oder Weizenprodukten finden, welche oft als Grundlage der aktuell auf dem Markt verfügbaren Milchalternativen genutzt werden. Aufgrund seines «Frei von»-Status wurde DUG® bei den jüngsten World Food Innovation Awards 2021 als bestes allergikerfreundliches Produkt ausgezeichnet und erhielt in der Kategorie «Bestes pflanzliches Getränk» ein «Highly Commended».

Ab April gibt es die Kartoffelmilch auch bei uns zu kaufen, in der Migros. Vorerst noch aus Kartoffeln von Deutschland, die zu Kartoffelflocken getrocknet und in England zu Kartoffelmilch verarbeitet werden. Kommt die Milch geschmacklich gut an, wird es aber nicht lange gehen, bis diese auch komplett hier in der Schweiz produziert wird. Schon jetzt aber ist der CO2-Fussabdruck mit 0,27 Kilogramm CO2 pro Liter gegenüber Kuh- oder Hafermilch deutlich tiefer – selbst mit den Transporten. Kuhmilch verursacht derzeit 3,2 und Hafermilch 0,9 Kilogramm CO2 pro Liter. Ob die Kartoffelmilch auch geschmacklich überzeugen kann, wird sich im April zeigen. Gespannt sein darf man auch auf den Verkaufspreis. Aktuell ist die Kartoffelmilch bereits in wenigen Onlineshops erhältlich, preislich mit dem Versand aus England aber eher teurer als bestehende Alternativen. Wie der Preis ab April dann in der Migros ausfällt, hat die Detailhändlerin noch nicht kommuniziert. Es bleibt allerdings zu erwarten, dass bei gutem Anklang und Aufnahme der Produktion in der Schweiz auch der Preis eine echte Alternative zur Kuhmilch werden kann.