Der amerikanische Regisseur Abel Ferrara hat am Filmfestival in Venedig den Film «Padre Pio» präsentiert. Der Kapuziner wurde vor 20 Jahren heiliggesprochen. Während der Filmvorbereitung konvertierte der US-amerikanische Hauptdarsteller Shia LaBeouf zum Katholizismus. 

Anton Ladner 

1920 fanden in Italien die ersten Wahlen statt, die von der Linken gewonnen wurden. Die Sozialisten übernahmen viele Gemeinden. In San Giovanni Rotondo, ein Dorf in Apulien, bestritt die Rechte das Ergebnis der Abstimmung. Etwa 40 Personen versammelten sich vor dem Rathaus, um zu protestieren. Die Spannung stieg, die Carabinieri griffen ein, es fielen Schüsse. Die Bilanz ist traurig: elf Tote. Für Abel Ferrara bildet dieses Ereignis den Beginn des Faschismus in Italien.  

Pater Pio lebte damals im Kapuziner-Kloster ausserhalb von San Giovanni Rotondo. Ferrara glaubt, dass er damals geahnt habe, was auf die Welt zukommen werde. Der Buddhist Ferrara erklärte in einem Interview: «Die Stigmata von Pater Pio sind das Leiden, das alle erwartete und das er auf sich nahm.»  

Um sich auf seine Rolle vorzubereiten, lebte der US-amerikanische Schauspieler Shia LaBeouf in einem Kloster zwei Monate mit Franziskanern zusammen. Während der Produktion des Films konvertierte der 36-jährige LaBeouf aufgrund seiner spirituellen Erfahrungen zum Katholizismus. Sein Vorname Shia stammt aus dem Hebräischen und bedeutet Geschenk Gottes. 

In Ferraras Film «Padre Pio» verschmelzen das Heilige und das Politische zur Revolution. Der Kampf zwischen Gut und Böse, der den amerikanischen Regisseur schon immer fasziniert hat, entspringt tiefen persönlichen Erfahrungen. «Die grosse Verbindung zwischen Shia LaBeouf und mir ist, dass wir beide Alkohol und Drogen konsumiert haben, wir mussten mit dieser Sucht umgehen. Es gab eine Mauer zwischen uns und der Spiritualität, aber auf dem Weg von der Dunkelheit zum Licht gibt es Vergebung.» Sein Grossvater sei im gleichen Jahr wie Pater Pio geboren, nicht weit von Pietrelcina entfernt, wo Pater Pio zur Welt gekommen sei. Ferrara will Pater Pio als Menschen und nicht als Heiligen vermitteln, als einen Mann, der um seinen Glauben rang.