Am Samstag/Sonntag, 16. und 17. Dezember, findet in Sarnen, Sachseln, Kerns und vor allem im Flüeli-Ranft das sogenannte Ranfttreffen mit Jugendlichen ab 15 Jahren statt. Es geht dabei um den Grundsatz Glauben zu von Jungwacht und Blauring Schweiz, der Jubla, wie Jubla-Bundespräses Moritz Bauer im Interview erklärt.
Stephan Leimgruber
Moritz Bauer, was sind Ihre stärksten Erinnerungen vom letztjährigen Ranfttreffen?
Es gab drei unvergessliche Momente: erstens das Eintreffen der Jugendlichen auf dem Dorfplatz Flüeli-Ranft. Aus allen Richtungen tauchen plötzlich Scharen von Jugendlichen im Dorf auf. Es ist dunkel und dann erwacht das Dorf. In der Turnhalle gibt es Ateliers, Gespräche und Spiele. Die Jugend verpflegt sich, es wird gespielt, diskutiert, gelacht und sich ernsthaft ausgetauscht. Zweitens erinnere ich mich an das Gasthaus – die Zentrale oder das Hirn der Veranstaltung – beim Hotel Paxmontana. Hier sind die Helferinnen und Helfer emsig an der Arbeit, hier sind ist die Küche und eine Menge ehrenamtlicher Jugendlicher und jung gebliebener Erwachsener, die für das Gelingen des Ranfttreffens mitverantwortlich sind. Und drittens ist der Fackelzug in die Ranftschlucht sehr eindrücklich – wie eine grosse Lichtschlange bewegt er sich über den Ranftweg hinunter an die Melchaa auf den Festplatz mit Bühne, wo um 3.00 Uhr der Gottesdienst mit dem Friedenslicht stattfindet. Dies umso mehr, da es letztes Jahr zehn Grad minus war, eine klirrende Kälte, aber so viel Sehnsucht, Erwartung und innere Freude aufflackerten.
Dieses Jahr lautet das Motto des Ranfttreffens: «Es wimmelt». Was wimmelt?
Dieses Leitmotiv steht im Zusammenhang mit den fünf Grundsätzen von Jungwacht und Blauring: a) Gemeinschaft – beim Ranfttreffen wimmelt es von Leuten, die zusammen sind und eine Gemeinschaft bilden. Da ist was los; b) Natur erleben – die Erlebnisnacht findet in der freien Natur statt, ob es regnet oder nicht. Da wimmelt es von Menschen, Tieren und Lichtern; c) kreativ sein – Jungwacht und Blauring versuchen möglichst vieles aus eigenen Ideen und Kräften zu entwickeln. Der Gestaltungsspielraum ist gross, da wimmelt es von kreativen Kräften und Geistesblitzen; d) Mitbestimmen. Das Ranfttreffen hat ein Rahmenprogramm, die Teilnehmenden können aber den Ablauf mitbestimmen. e) Glauben leben. Zuhauf ist es möglich in dieser Nacht, die Sehnsüchte und grossen Fragen der jungen Menschen anzusprechen, zum Beispiel: Welchen Sinn hat das Leben? Was soll aus mir werden? Mit wem teile ich meine Zukunft? Gibt es Gott oder etwas Grösseres?
Wie sieht der Familienweg als Variante des Ranfttreffens aus?
Der Familienweg ist eine speziell für sechs- bis zehnjährige Kinder gestaltete Möglichkeit, die am Samstagmittag beginnt und am Abend in der Ranftschlucht ihren Höhepunkt findet. Die Kinder wandern mit ihren Eltern, Paten und anderen Begleitpersonen von Sarnen aus nach Flüeli-Ranft. An verschiedenen Posten gestalten sie in diesem Jahr ihr eigenes «Wimmelbild», spielen und geniessen die gemeinsame Zeit. Eine Feier bei Kerzenschein, ein Kinderchor und freudige Feststimmung schliessen den nachhaltigen Anlass in der Ranftschlucht ab.
Welchen Stellenwert hat die Eucharistiefeier am Ranfttreffen?
Als das Ranfttreffen vor über 50 Jahren mit der «Jungen Gemeinde» begann, war die Eucharistie fraglos die Mitte des Grossanlasses, unterstrichen durch die Anwesenheit eines Diözesanbischofs. Ich sehe heute junge Menschen hier weniger in der Bringschuld als die Kirche mit ihren liturgischen Angeboten. Dieses Jahr will man um 24 Uhr auf dem Dorfplatz eine Eucharistie mit Generalvikar Markus Thürig und angemessen gestalteten Elementen anbieten. Auch Leute aus dem Dorf
sind willkommen. Das ist ein Versuch in diesem Jahr, um die Feier nicht zu separieren oder zu marginalisieren. Der Chor kommt nur beim Familienweg zum Einsatz.
Hat Bruder Klaus eine Bedeutung beim Ranfttreffen?
Zugegebenermassen steht er nicht im Zentrum, aber der Förderverein «Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss» ist vor Ort und unterstützt uns auch in der Vorbereitung. Sie bieten immer ein Atelier im Wohnhaus der Familie von Flüe-Wyss an. Jugendliche kommen so mit den Räumlichkeiten in Kontakt und können sich Gedanken machen über die Familie und die Lebensart vor 600 Jahren, auch über Dorothee und Niklaus. Hinzu kommt, dass Bruder Klaus als Ratgeber und Friedensstifter besonderes Interesse findet, was sich im Friedenslicht zum Ausdruck bringt. Für Niklaus war der Friede von und in Gott. Friede ist in Gott verankert, ja, Gott selbst ist dieser Friede.
Welche Ateliers haben sich bereits gebildet?
Wir versuchen ein breites Atelierangebot zu ermöglichen. Egal ob actionhaltig, kreativ oder eher meditativ/besinnlich. Für alle soll etwas dabei sein. In diesem Jahr gibt es beispielsweise einen grossen Menschen-Töggeli-Kasten, eine Malwand, die Living Stones, die den Kirchenraum kreativ erfahrbar machen, eine spezielle Variante des Spiels Werwolf, den sogenannten Bibelthriller, den Volkstanz der Juseso Schoggibananen, Würste bräteln und vieles mehr.
Wie viele haben sich bereits angemeldet?
Bis jetzt etwas über 100 Jugendliche. Aber erfahrungsgemäss melden sich die meisten erst kurz vor dem Anmeldeschluss an, also vor dem 26. November 2023.
Die Erlebnisnacht
Jugendliche ab 15 Jahren sind gemeinsam durch die Nacht unterwegs, was ein grandioses Gruppenerlebnis zum Jahresabschluss darstellt. Als Gruppe wandern sie mit ihren Gruppenleitungen nach Flüeli-Ranft. An verschiedenen Zwischenstationen warten Ateliers, Gruppenaktivitäten, Verweilmöglichkeiten und eine warme Mahlzeit. In tiefster Nacht, bei Kerzenschein, Friedenslicht, Musik und in freudiger Festtagsstimmung, feiern sie gemeinsam den Abschluss. Alle aktualisierten Informationen unter bruderklaus.com/events.