Ende Februar wurde Josef Stübi, Stadtpfarrer in Baden, Weihbischof des Bistums Basel und Titularbischof von Lemellefa, heute nördliches Algerien. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet: «Hoffnung leben». Wie es dazu kam, erklärt er in der neuen Ausgabe des Impulsmagazins ferment. Hier ein Auszug.
Weihbischof Josef Stübi
Es war durchaus ein Suchen über verschiedene Etappen hinweg, ein Austausch mit mir vertrauten Menschen, bis der Wahlspruch stand. Er spiegelt eine Haltung wider – meine Haltung.
Im Hinblick auf die Bischofsweihe gingen mir viele Gedanken durch den Kopf, gedankliche Ausflüge auch in die Vergangenheit meines bisherigen Lebens- und Glaubensweges. An so manchen Stellen, bei so manchen Entscheidungen erkenne ich im Nachhinein: Hoffnung war massgeblicher Faktor. Gerade was Lebensentscheidungen, was Weichenstellungen für den beruflichen Weitergang betrifft, waren nicht irgendwelche verbindlichen Garantien wichtig. Es war letztlich die Hoffnung, auf was immer sich diese bezog.
Es begann schon als Kind
Ich war mein Leben lang, von Kindesbeinen an, auf dem Weg – im Glauben an «de lieb Gott», der für mich und mit mir da ist. In diesem Glauben bin ich aufgewachsen. Der Kinderglaube entwickelte und veränderte sich, stark strapaziert im positiven Sinne, zum ersten Mal im Gymnasium und dann durchaus auch im Theologiestudium.
Aber war denn nicht bereits jener Kinderglaube in erster Linie eine grundlegende Hoffnung auf diesen «lieben Gott», die für mich schon damals äusserst wichtig gewesen sein muss? Die Gottesbilder jener Tage waren für mich schön, verständlich und hilfreich. Selbstverständlich haben sich diese, ja mussten sich diese verändern und entwickeln. Heute beschäftigen sich meine Gedanken oftmals mit dem Gottesbild aus dem 1. Johannesbrief, wo geschrieben steht: «Gott ist die Liebe» (1 Joh 4,8).
Aber, so frage ich wiederum: Hat sich dieses Bild denn tatsächlich so stark verändert? Das Bild vielleicht ja schon, aber nicht dessen Botschaft. Der Inhalt dieser Botschaft vom Gottesbild des kleinen Josef und dann jenes des Studenten von damals und nun jenes des heutigen Bischofs Josef sagt im Grunde genommen stets das Gleiche: Da ist jemand, der dich liebt, dich liebend und liebevoll begleitet, für dich da ist.
Hoffnung trägt über Abgründe
Es gibt Eckpunkte meines Lebens- und meines Glaubensweges. Auch diese haben zu meinem Leitwort geführt.
Wenn nicht die Hoffnung da gewesen wäre, dass gelingen könnte, was ich möchte, anstrebe, mir vornehme und beginne, wäre ich wohl nicht weit gekommen, wäre ich stehen geblieben.
Dies erfuhr ich schon als Kind in der Familie. Zum Beispiel im Bemühen meiner Eltern, vom nicht grossen Bauernhof zu leben und ihr Möglichstes zu tun, uns Kindern jene Ausbildung zu ermöglichen, die wir uns wünschten. Oder durch die Erfahrung auch, dass da immer jemand ist, der dabei ist, beisteht und hilft, auch vor wichtigen, manchmal schweren Entscheidungen oder in Krisen und Sorgen. Und hier rede ich nicht von der «Hilfe des Himmels», sondern von der Hilfe, dem Beistand der Menschen, die da sind, wenn man sie braucht, die es gut mit einem meinen. Dies erfuhr ich auf meinem bisherigen Lebensweg immer und immer wieder. In ganz besonders dramatischer Weise erlebte das unsere Familie im Umfeld und im Nachgang des Unfalltodes unseres Vaters. Ich war 17. Es blieb die Hoffnung, dass es weitergehe – und es ging weiter.
Die Hoffnung erwies sich verschiedenartig gestaltet als real – auch und gerade durch das begleitende Wohlwollen zahlreicher uns und mir zugewandter Menschen. Hoffnung ermöglichte schon damals und war von grundlegender Bedeutung, zuversichtlich und mutig weiterzugehen, den Weg immer neu unter die Füsse zu nehmen.
Eine Offenbarung im Vorlesungssaal
Ich habe schon wiederholt darüber berichtet. Es war nach meiner Rückkehr aus dem Studienjahr in München in einer Vorlesung wieder an der Theologischen Fakultät in Luzern, beim damaligen Professor für Dogmatik, Eduard Christen (1931–2015). Bei mir stand die Frage im Raum, ob ich jetzt wirklich den Weg einschlagen möchte, weswegen ich dieses Studium angestrebt hatte – Pfarrer zu werden. Das hiess natürlich, mich zum Priester weihen zu lassen.