Hoffen an der Weltsynode
Papst Franziskus hat 2020 «Synodalität» als Leitthema für die nächste Bischofssynode im Oktober 2023 benannt. Da nach seinem Wunsch inzwischen auch Laien, Männer und Frauen, mit entscheidendem Stimmrecht daran teilnehmen können, wird von einer Weltsynode ge-sprochen, die jetzt bis zum 29. Oktober 2023 in Rom stattfindet.
Martin Ötker
Auch wenn man mit Recht sagen kann, dass die Bischofssynode eine der ers-ten Früchte des Konzils und zugleich Zeichen einer fruchtbaren Zusammen-arbeit zwischen Bischöfen und Papst ist, ging die Initiative zur Gründung der Synode letztendlich von Papst Paul VI. (1963 –1978) aus. Dieser rief 1965 das Institut der römischen Bischofssynode ins Leben, die den römischen Bi-schof beratend unterstützen soll, ohne jedoch ein eigenes Beschlussrecht zu besitzen. Seit 1967 treten diese alle drei bis vier Jahre zusammen. Erstmalig mit der Synode 1977 hat Papst Paul VI. in einem eigenen Schreiben die Er-gebnisse der Synode zusammengefasst. Unter Papst Franziskus ist es so, dass die Synode ein eigenes Dokument veröffentlicht, die sogenannte Relatio Sy-nodi, woraus der Papst dann ein nachsynodales Schreiben verfasst.
Weltsynode
An der Weltsynode nehmen circa 375 Mitglieder teil, darunter 275 Bischöfe und rund 50 Priester und Ordensleute. Die Zahl der eingeladenen Laien be-läuft sich auf knapp 100, etwas mehr als die Hälfte sind Frauen. Zudem neh-men noch 75 Männer und Frauen als theologische Berater an der Versamm-lung teil, die ein beratendes Stimmrecht haben.
Aus der Schweiz fahren der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, der Basler Bischof Felix Gmür, und zwei Frauen nach Rom, Helena Jeppesen-Spuler und Claire Jonard.
Die Weltsynode ist zweifellos ein Novum. Wenn man den gesamten Synoda-len Prozess betrachtet, dann ist ihre Errichtung nur folgerichtig. «Um wirk-lich zum Ausdruck einer synodalen Kirche zu werden, muss die Bischofssy-node alle Glieder des Volkes Gottes mit einbeziehen. Dieser Aspekt wurde durch die Konsultation der Gläubigen im Vorfeld der Synode und auch durch die Teilnahme derer an der Sitzung im Oktober 2023 sichergestellt. Durch die Beteiligung des Volkes Gottes, die kirchliche Repräsentanz der Bi-schöfe und den Vorsitz des Bischofs von Rom ist die Weltsynode eine be-vorzugte Struktur zur Umsetzung und Förderung der Synodalität auf allen Ebenen des Lebens der Kirche», so das Arbeitsdokument für die Weltsyno-de.Auf der Grundlage des gesamten während der Anhörungsphase gesam-melten Materials und insbesondere der Abschlussdokumente der Kontinen-talversammlungen wurde das Arbeitsdokument ausgearbeitet.
Das Instrumentum laboris gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil (A) wer-den Eigenschaften und Unterscheidungsmerkmale einer synodalen Kirche auf der Grundlage der ersten, abgeschlossenen Phase der Weltsynode darge-legt. Der zweite Abschnitt des Dokuments (B) trägt den Titel «Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe». Darin werden die drei prioritären Fragestellungen für eine synodale Kirche entfaltet, die sich in der weltweiten synodalen Phase auf allen Kontinenten am stärksten herauskristallisiert haben. Diese sollen der Vollversammlung der Bischofssynode im Oktober «zur Unterscheidung vor-gelegt» werden.
Gemeinschaft, Sendung, Teilhabe
Die im Dokument formulierten zentralen Fragen sind folgende: «Eine Ge-meinschaft, die ausstrahlt: Wie können wir noch stärker zu einem Zeichen und Werkzeug der Vereinigung mit Gott und der Einheit der ganzen Menschheit werden?» (B1); «Gemeinsame Verantwortung in der Sendung: Wie können wir Fähigkeiten und Aufgaben im Dienst des Evangeliums bes-ser miteinander teilen?» (B2); «Teilhabe, Leitungsaufgaben und Autorität: Welche Prozesse, Strukturen und Institutionen gibt es in einer missionarisch-synodalen Kirche?» (B3).
Neben den zentralen Fragen finden sich noch 15 Arbeitsblätter, je fünf für jede Frage, damit die Fragen aus unterschiedlichen Blickwinkeln bearbeitet werden können.
Unter den zahlreichen Themen ist die Ausbildung für viele ein wesentliches Element im synodalen Prozess. Deshalb dürfe sich kein Getaufter dieser Verpflichtung enthoben fühlen. «Je mehr sich jemand zum Dienst in der Kir-che berufen fühlt, desto stärker muss er die Dringlichkeit von Ausbildung wahrnehmen. Bischöfe, Kleriker, Diakone sowie Männer und Frauen, die ein Amt ausüben, brauchen eine Ausbildung.»
Aus der westlichen Hemisphäre sollen die hinreichend bekannten Themen ebenfalls diskutiert werden. Hierzu spricht das Instrumentum laboris von ei-ner Offenheit für möglichst viele Kirchenmitglieder. Personen in sogenann-ten «irregulären Verhältnissen» wie wiederverheiratete Geschiedene sollen ebenso willkommen sein wie solche, die in Afrika in Vielehe leben. Gleiches gilt für Gläubige, die sich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Behinde-rung weniger wichtig oder unerwünscht fühlen.
Das Thema Missbrauch durch Amts- und Funktionsträger wird ebenfalls be-handelt. Dabei geht es um die Frage konkreter Schritte, um den Opfern und Überlebenden, Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Daneben spielt auch spiri-tueller, finanzieller, Macht- und Gewissensmissbrauch eine Rolle.
Unter dem Themenschwerpunkt «Gemeinsame Verantwortung in der Sen-dung» wird eine Frage formuliert, welche neuen Ämter geschaffen werden könnten, damit Frauen eine effektive Teilhabe in Entscheidungsgremien er-möglicht werde. In diesem Zusammenhang soll das Frauendiakonat neu überdacht werden.
Die Frage der Gemeindeleitung durch Laien in Gebieten mit Priestermangel sowie die Regeln für den Zugang zum Priesteramt für verheiratete Männer in einigen Gegenden sollen unter dem Stichwort der «Beziehung zwischen Taufämtern und Weiheamt» erörtert werden.
Weitere Themen
Weitere Themen sind unter anderem Armut, Klimawandel, Migration, Frie-den und Versöhnung sowie die Teilhabe von jungen und älteren Menschen in der christlichen Gemeinschaft. Auch eine Vertiefung des Dialogs mit anderen Konfessionen und Religionen soll besprochen werden.
Dynamische Methode
Wie dem Arbeitsdokument zu entnehmen ist, sollen die Fragen bei der Syno-de im Oktober abwechselnd in Plenarversammlungen und in Gruppenarbeit
behandelt werden. Während in der Plenarversammlung die Fragen entspre-chend der Reihenfolge im Dokument behandelt werden, sollen in den Ar-beitsgruppen jeweils fünf Fragen-Arbeitsblätter abgearbeitet werden.
Anlässlich der zweiten Sitzung im Oktober 2024 soll der Beschlusstext dem Papst übergeben werden, woraus er das nachsynodale Schreiben formuliert.
Viele interessierte Gläubige hegen grosse Hoffnungen auf die Weltsynode, dass die vielfach erhofften Veränderungen Wirklichkeit werden. Ob und in-wieweit diese Wünsche Wirklichkeit werden, wird man dem nachsynodalen Schreiben entnehmen können, das frühestens 2025 erscheint.