Gebannt schaut die Welt in den Himmel über Nordamerika, wo sich derzeit rätselhafte Flugobjekte tummeln. Derweil veröffentlichen die Universitäten von Bern und Genf Erkenntnisse aus ihrem Blick weit über den Horizont: Die Ordnung in unserem Sonnensystem – kleine Gesteinsbrocken nah am Zentralgestirn, kolossale Gasriesen in weiter Umlaufbahn – ist ziemlich einzigartig.

John Micelli

«Planeten in anderen Systemen ähneln ihren jeweiligen Nachbarn meist in Grösse und Masse – wie Erbsen in einer Schote», erklärt Lokesh Mishra. Das sei – so der Hauptautor der im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics veröffentlichten Studie – seit mehr als zehn Jahren bekannt und Beobachtungen mit dem Kepler-Weltraumteleskop zu verdanken. Allerdings konnte bis anhin nicht ausgeschlossen werden, dass dieser Erkenntnis Einschränkungen bei der Beobachtungsmethode zugrunde liegen. Forscherinnen und Forscher der Universitäten Bern und Genf sowie der nationalen Koordinationsplattform PlanetS haben nun aber gemeinsam einen modellunabhängigen Rahmen entwickelt, der es ermöglicht, die Architektur eines einzelnen Planetensystems zu charakterisieren, zu quantifizieren und zu klassifizieren. Dabei stiessen sie auf vier verschiedene Klassen von Systemarchitekturen: Das eingangs beschriebene Modell wäre demnach «ähnlich», «geordnet» nennt sich der Verlauf von klein zu gross – wie in unserem Sonnensystem –, in «anti-geordneten» Planetensystemen befinden sich die massereichsten Himmelskörper nah am Zentrum und die kleinen Planeten in der Peripherie, bei «gemischter» Architektur schliesslich schwankt die Masse stark von Planet zu Planet. Dieses Konzept könne auch bei jeder anderen Messgrösse angewendet werden, wie etwa Radius, Dichte oder Wasseranteile, ergänzt Mitautor Yann Alibert: «Damit haben wir nun erstmals ein Werkzeug, um Planetensysteme als Ganzes zu untersuchen und mit anderen Systemen zu vergleichen.»

Einfluss auf die Habitabilität?
So konnte festgestellt werden, dass «ähnliche» Planetensysteme tatsächlich am häufigsten sind. «Etwa acht von zehn Planetensystemen um die Sterne, die am Nachthimmel sichtbar sind, weisen eine solche Architektur auf», so Mishra. Erstaunlicherweise aber ist die «geordnete» Architektur die seltenste. Zusammen mit der Erkenntnis, dass «geordnete» Systeme die kleinste Zahl grundsätzlich als bewohnbar eingeschätzter Planeten aufweisen, wirft die Studie deshalb neue Fragen auf: Ist Habitabilität ein Phänomen, das auf Systemebene – anstatt anhand einzelner Planeten – untersucht werden müsste? Denn wenn die Häufigkeit von bewohnbaren Planeten tatsächlich vom Vorkommen der vier Architekturklassen abhängt, müsste die Drake-Gleichung – die Formel des Astrophysikers Frank Drake zur Berechnung der Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens ausserhalb unseres Sonnensystems – modifiziert werden. Mit dem Resultat, dass unsere rechnerischen Chancen, je mit extraterrestrischen Lebewesen in Kontakt zu treten, erneut sinken würden. Und die UFOs über den USA und Kanada ziemlich sicher irdischen Ursprungs sind.