Allgemeine und religiöse Bildung tun heute besonders not und Weiterbildung ist in einer sich rasch verändernden Welt unabdingbar geworden. Das Lassalle-Haus in Bad Schönbrunn ist von den Jesuiten und ihren weltweiten Tätigkeiten geprägt. Es steht im Zeichen des interreligiösen Dialogs und östlicher Meditationspraxen. Dabei richtet es sich vorwiegend an Führungskräfte in Gesellschaft und Politik, die stressfrei auftanken wollen. 

von Stephan Leimgruber 

Wo heute die renovierten Gebäulichkeiten des Bildungszentrums stehen, da war einst das Gebiet «Zum schönen Brunnen», voll von Quellen in der Moränenlandschaft des Flusses «Lorze». Der Menzinger Dorfarzt Joseph Hegglin gründete hier 1858 das «Kurhaus Bad Schönbrunn». Gut 70 Jahre lang entfaltete sich ein Gesundheitstourismus für Gäste aus nah und fern. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten mehrere Bäder mit Trink- und Badekuren ihre Tore schliessen. Die damals in der Schweiz verbotenen Jesuiten übernahmen den Bau und funktionierten ihn in ein Exerzitien- und Bildungshaus um. Der Zürcher Architekt André Studer erstellte im Quellgebiet einen Neubau, wobei er Prinzipien der Harmonielehre berücksichtigte. Das Bildungshaus wurde in die Umgebung hineingebaut – eine Parkanlage entstand, welche die Besuchenden einlädt, sich geistig zu öffnen. 

1993 gab der Jesuit Niklaus Brantschen dem Bildungshaus eine neue östliche Akzentuierung, indem er die christliche Spiritualität durch östliche Spiritualität anreicherte. Er bezeichnete das Bildungshaus als Lassalle-Haus mit Bezug auf den Jesuiten und Zenmeister Hugo Makibi Enomiya-Lassalle (1898−1990), der 1928 als Japanmissionar östliche und westliche Spiritualität miteinander verbunden hatte, ohne seine tiefe und klare Eucharistiefrömmigkeit aufzugeben. Auch in Schönbrunn wurden nun neben christliche Exerzitien auch Zazen eingeführt. Eine weitere Renovation (2015−2016) mit Kosten von über 20 Millionen berücksichtigte vermehrt ökologische Gesichtspunkte und verlieh dem Bau ein geschärftes Profil. 

Heutige Ausrichtung
Das aktuelle Profil des Lassalle-Bildungshauses richtet sich an Führungskräfte in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Es weiss sich nicht bloss einer Spiritualität verpflichtet, sondern stellt vielmehr den interreligiösen Dialog ins Zentrum. Bedeutsam für alle Besuchenden sind die Mystik, das Schweigen und die Stille. Östliche und westliche Traditionen sollen sich ergänzen und wechselseitig herausfordern; vier Übungswege werden vorgezeigt: Exerzitien, Yoga, Kontemplation und Zen. Das Programm des Lassalle-Hauses spricht von einem Dreiklang: Spiritualität, Dialog und Verantwortung. «Der Weg nach innen wird auch zu einem Weg nach aussen.» Als neue thematische Schwerpunkte kamen nach 2016 dazu: Fasten, Lehrgänge zur christlichen Spiritualität, interreligiösen Dialog und geistlichen Begleitung sowie die sozial-ökologische Transformation. Das neue Programm lässt sich in folgenden Worten zusammenfassen: «Stille bewegt. Das Lassalle-Haus bietet einen Raum, wo sich Menschen in Stille finden können und wo die Leidenschaft für ein menschenwürdiges und nachhaltiges Handeln geweckt wird.»  

Das Lassalle-Haus verfügt über ein unendlich grosses und vielschichtiges Kursangebot. Über 80 Kursleiterinnen und Kursleiter nehmen die Besuchenden auf Reisen der Weiterbildung und der Besinnung mit. Täglich laufen mehrere Kurse parallel. Gewiss kommen nicht alle Kurse zustande, aber im Vergleich zu anderen Bildungshäusern in der Schweiz doch sehr viele. Jährlich besuchen gut 5500 Gäste an 22 000 Kurstagen 280 Kursangebote, wobei die pandemie-bedingte Schliessungen mit einem Rückgang der Kurs- und Teilnehmendenzahlen verbunden war. Professionalität, gemeinsames Engagement, Wertschätzung und Weiterentwicklung stehen für die Hauskultur des Lassalle-Hauses. Im Stammhaus stehen 75 neu renovierte, einfache Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung (Einzelzimmer ab 163 Franken, Doppelzimmer ab 143 Franken pro Person), eine Cafeteria mit grosser Zeitungs- und Zeitschriftenauslage, vier unterschiedlich grosse Speisesäle, eine lichtdurchflutete Wandelhalle sowie diverse Rückzugsorte samt roter Kapelle und Zendo (Raum für Zen-Meditation). Die sogenannte Alte Villa im Jugendstil aus der Gründerzeit des Kurhauses verfügt über sechs stilvolle Räume mit Parkettboden und Fenster zum Park oder zum Wald. Auf dem Grundstück von Bad Schönbrunn befindet sich auch das Haus Forrenmatt mit einem grossen, teilbaren Tagungsraum, der bis 180 Personen aufnehmen kann. Daneben stehen zwei weitere Räume sowie ein kleines Gesprächszimmer und eine Cafeteria zur Verfügung. 

Die Überzeugung

Pater Brantschen ist davon überzeugt, dass Menschen durch eine spirituelle Praxis achtsamer und freier werden im Umgang mit sich und der Mitwelt, dass in der Begegnung der Religionen eine Chance für die eine Welt liegt, dass der Dialog die einzige Alternative zur Gewalt ist, dass eine massvolle und rücksichtsvolle Lebensweise ein Leben für alle ermöglicht, dass eine bewusste Ernährung zu einem respektvollen Umgang mit den Ressourcen unserer Welt führt, dass es auf jeden Menschen ankommt, dass unsere Mitarbeitenden auch unsere Botschafter sind.